Wundheilungsstörungen: Verstehen, Behandeln und Vorbeugen

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Wunden, die nicht heilen wollen, stellen eine enorme Belastung dar. Solche Wundheilungsstörungen können akut als Komplikationen nach Operationen auftreten, aber auch eine Folge verschiedener Grunderkrankungen und anderer Ursachen sein. Prinzipiell kann jede Altersgruppe betroffen sein, das Risiko steigt jedoch mit zunehmendem Lebensalter. Die Auslöser für eine gestörte Wundheilung sind häufig komplex und bedürfen einer gezielten, fachübergreifenden Diagnostik.

Hauptsymptom einer Wundheilungsstörung ist die verzögerte oder blockierte Heilung. Zudem zählen starke Schmerzen, Wundgeruch, Blutungen und Bewegungseinschränkungen zu den Begleiterscheinungen der Erkrankung. Ohne adäquate medizinische Versorgung kann es zu schweren Entzündungen kommen. Im ungünstigsten Fall kann das Leben des Patienten bedroht sein, insbesondere bei einer großen Wunde.

In diesem Artikel finden Sie Informationen zu den Ursachen und zur Behandlung von Wundheilungsstörungen. Außerdem erhalten Sie Tipps zur Prävention schlecht heilender Wunden.

Was ist eine Wundheilungsstörung?

Ihr Körper ist bestrebt, Verletzungen an seiner Oberfläche möglichst schnell zu reparieren. Wird dieser Ablauf gestört, verzögert sich der Heilungsprozess oder läuft atypisch ab. Das bezeichnen Ärzte als Wundheilungsstörung.

Unterschieden werden lokale und systemische Wundheilungsstörungen. Erstere entstehen in der Wunde selbst und betreffen auch nur diese. Letztere gehen vom Körper oder der Psyche aus und können die gesamte Wundheilung eines Menschen beeinträchtigen.

Häufige lokale Faktoren sind:

  • Spannungen im Gewebe

  • Fremdkörper in der Wunde

  • mangelnde Ruhigstellung

  • anhaltender Druck auf die Wunde

Zu den wichtigsten systemischen Faktoren zählen:

  • ein höheres Lebensalter

  • Mangelernährung

  • ein schlechter Immunstatus

  • Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen oder venöse Gefäßerkrankungen

  • eine mangelnde Durchblutung des Wundgebietes

  • Medikamente, die sich hemmend auf die Blutgerinnung und die Granulations- und Narbenbildung auswirken

  • Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum

  • eine unzureichende Mitarbeit bei der Wundbehandlung 1

Die ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) klassifiziert Wundheilungsstörungen unter folgenden ICD-Codes:

  • T81: Komplikationen bei Eingriffen, anderenorts nicht klassifiziert

  • T89: sonstige näher bezeichnete Komplikationen eines Traumas 2

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Arten von Wundheilungsstörungen

Mediziner unterscheiden die primäre und die sekundäre Wundheilung. Die primäre Wundheilung erstreckt sich über circa zehn Tage. Sie läuft komplikationslos ab und hinterlässt nur eine minimale Vernarbung. Sekundär verheilende Wunden sind meist durch einen erheblichen Gewebeverlust gekennzeichnet, der ein direktes Zusammenwachsen der Wundränder verhindert. Die Lücke muss erst mit Granulationsgewebe aufgefüllt werden. Bis zur endgültigen Heilung können Wochen bis Monate vergehen. Zu Wundheilungsstörungen kommt es in erster Linie bei der sekundären Wundheilung. 3

Laut dem medizinischen Wörterbuch Pschyrembel werden Störungen der Wundheilung wie folgt eingeteilt:

Hämatom/Serom

Bei einem Hämatom handelt es sich um eine Ansammlung von Blut, das aus Blutgefäßen in das umgebende Körpergewebe oder natürlich vorhandene (präformierte) Hohlräume austritt. Serome (auch: Pseudozysten) sind Ansammlungen von Blutflüssigkeit oder Lymphe in nicht präformierten Gewebehohlräumen. Sie bilden sich meist postoperativ im Bereich oberflächlich verschlossener Wunden.

Wundinfektion

Als Wundinfektion wird der Eintritt von Keimen (meist Bakterien, seltener Viren, Pilze oder Parasiten) in eine Wunde einschließlich charakteristischer Zeichen einer lokalen Entzündung (Rötung, Schwellung, Überwärmung, Schmerz, eingeschränkte Funktion) bezeichnet. Zusätzlich können Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, eine erhöhte Herzfrequenz und eine gesteigerte Atemfrequenz auftreten.

Wunddehiszenz

Durch mechanische Belastung, ungenügende Gewebeneubildung oder eine Infektion können Wunden nach erfolgter Naht aufreißen oder zerreißen. Geht der Wundschluss dabei komplett verloren, wird das als Wundruptur bezeichnet.

Nahtinsuffizienz

Die Nahtinsuffizienz (Anastomoseninsuffizienz) ist eine nach gastrointestinalen Eingriffen auftretende postoperative Komplikation. Hierbei treten der Magen- oder Darminhalt über undichte Nähte in die freie Bauchhöhle über, woraus lebensgefährliche Entzündungen des Bauchfells resultieren können. Weitere mögliche Folgen sind Abszesse oder eine Sepsis.

Narbenhypertrophie, Keloid

Der Begriff Narbenhypertrophie bezeichnet eine übermäßige Bindegewebsbildung am Entstehungsort der Wundnarbe. Davon zu unterscheiden ist das Keloid, ein gutartiger platter, knotiger oder strangförmiger Tumor, der sich im Bereich der Narbe durch das überschießende Wachstum von Fibroblasten ausbildet.

Chronische Wunden

Heilt eine Wunde trotz medizinischer Versorgung nicht binnen vier bis zwölf Wochen, sprechen Ärzte von einer chronischen Wunde. Die Behandlung derartiger Wunden, die auch das Abtragen von nekrotischem Gewebe inkludiert, ist meist langwierig und oft schmerzhaft. Typische Beispiele hierfür sind das „offene Bein“ (Ulcus cruris) und der „diabetische Fuß“ (Diabetisches Fußsyndrom). 4

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Ursachen von Wundheilungsstörungen

Für die Störung der Wundheilung können unterschiedlichste Auslöser verantwortlich sein. Oft spielen Grunderkrankungen wie Gefäßerkrankungen (z. B. periphere arterielle Verschlusskrankheit) und Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetes mellitus) eine Rolle. Darüber hinaus können Autoimmunerkrankungen, Bindegewebserkrankungen und Tumoren den Heilungsverlauf stören.

Eine weitere wesentliche Ursache für Wundheilungsstörungen ist Mangelernährung. Wird der Nährstoffbedarf über einen längeren Zeitraum nur unzureichend gedeckt, kommt es nicht nur zu Mangelerscheinungen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und Konzentrationsproblemen, auch die Haut leidet. Sie erhält zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe, wodurch die Wahrscheinlichkeit für Entzündungen und Geschwüre steigt. Da das Immunsystem für die Wundheilung ebenfalls von großer Bedeutung ist, können auch Defekte der körpereigenen Abwehr die Gefahr des Auftretens schlecht heilender Verletzungen erhöhen.

Verschiedene Medikamente haben gleichfalls einen nachteiligen Einfluss auf die Wundheilung. Im Vordergrund stehen hierbei besonders Immunsuppressiva, Antiphlogistika (hauptsächlich Glukokortikoide), Antikoagulanzien und Zytostatika. Die Pharmaka beeinflussen vor allem die Granulations- und Narbenbildung negativ. Dadurch kann die Reißfestigkeit von Wunden sinken.

Bei Operationswunden ergeben sich zusätzlich zu den individuellen Risikofaktoren lokale Einflussfaktoren für die Wundheilung (z. B. Art des Eingriffs, Lokalisation der Operation, Hygienestatus, Operationstechnik, Operationsdauer). Für sich allein oder in ihrer Gesamtheit können sie zu postoperativen Wundkomplikationen führen, die gestörte Heilungsverläufe nach sich ziehen. 5

Im Zusammenhang mit angeborenen Gefäßerkrankungen sind darüber hinaus folgende Ursachen relevant:

  • chronisch venöse Insuffizienz (Störungen des venösen Bluttransports in den Beinen)

  • arterio-venöse Fisteln (Kurzschlussverbindungen zwischen Arterien und Venen)

  • dauerhafter Druck auf den Wundbereich, der die Durchblutung verhindert 6

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Ernährung bei Wundheilungsstörungen

Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung schafft die Basis für einen gesunden Allgemeinzustand und kann dabei helfen, bei der Wundheilung bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Da sämtliche Nährstoffe und ihre Bestandteile synergetisch zusammenarbeiten, sollten sie alle vorhanden sein.

Proteine und Aminosäuren

Bei unzureichender Zufuhr dieser Nahrungsbausteine kommt das Wachstum von Granulationsgewebe und an der Wundheilung beteiligten Immunzellen zum Erliegen. Damit stagniert auch der Wundheilungsprozess.

Vitamine

In ihrer Funktion als Coenzyme tragen alle Vitamine zur Wundheilung bei. B-Vitamine und Vitamin A beteiligen sich unter anderem an der Kollagensynthese, während die Vitamine C und E die für Epithelzellen giftigen freien Radikale abfangen. Vitamin A ist außerdem essenziell für die Synthese von Glykoproteinen und Proteoglykanen. Ein Mangel kann die Epithelisierung verzögern, die Kollagenstabilität vermindern und die Infektionsanfälligkeit erhöhen.

Mineralstoffe

Das wichtigste Spurenelement für die Wundheilung ist Zink, da es die Neubildung von Proteinen fördert, um zerstörtes Gewebe zu regenerieren. Ein Zinkmangel wirkt sich auf die Vermehrung und das Wachstum von Fibroblasten und Epithelzellen aus. Eisenmangel führt zur Anämie und behindert dadurch den Sauerstofftransport ins Wundgebiet.

Energie

Die während der Wundheilung ablaufenden chemischen Reaktionen kosten den Körper sehr viel Energie. Sind zu wenig Kohlenhydrate für die Energieproduktion verfügbar, stellt der Organismus den Stoffwechsel auf katabol um und baut hochwertige Muskelproteine zur Energiegewinnung ab. Das kann relativ schnell zu einem hochgradigen Proteinmangel und Muskelschwund führen. 7

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Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Wundheilungsstörung stützt sich maßgeblich auf das klinische Bild und Informationen darüber, wie lange die Wunde bereits offen ist und ob Risikofaktoren wie eine Durchblutungsstörung, ein Diabetes mellitus oder eine Immunschwäche vorliegen. Den Zustand der Wunde beurteilt die Ärztin oder der Arzt nach folgenden Kriterien:

  • Größe und Tiefe der Wunde

  • Zustand des Wundrandes und der umliegenden Haut

  • Farbe der umliegenden Haut (weiß, gelb, rötlich oder schwarz)

  • Geruch der Wunde

  • ob und welche Art von Flüssigkeit austritt

  • Stärke der Schmerzen oder des Juckreizes

Die Therapie besteht üblicherweise darin, die Wunde regelmäßig zu reinigen und mit speziellen Wundauflagen abzudecken. Bei stark nässenden, großen Wunden wird die Wundflüssigkeit im Rahmen einer Vakuumversiegelungstherapie kontinuierlich abgesaugt. Bei langanhaltenden oder sehr großen Wunden kann ein operativer Wundverschluss in Form einer Hauttransplantation oder einer Hautlappenplastik erforderlich sein. Ist eine Wunde mit Bakterien infiziert, können außerdem Antibiotika zum Einsatz kommen. In seltenen Fällen bleibt als letzte Behandlungsoption nur die Amputation des betroffenen Körperteils. 8

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Prävention von Wundheilungsstörungen

Das Hauptaugenmerk liegt darauf, Grunderkrankungen gut zu versorgen, die den Wundheilungsprozess stören können. Durchblutungsstörungen lassen sich gut mit Medikamenten und Eingriffen zur Gefäßerweiterung behandeln. Außerdem kann sich eine Änderung des Lebensstils positiv auf die Wundheilung auswirken, etwa Rauchverzicht, mehr Bewegung und eine ausgewogenere Ernährung.

Haben Sie Diabetes mellitus, sollten Sie darauf achten, dass Ihr Blutzucker gut eingestellt ist. Bei Gefühlsstörungen in den Füßen können große und weite Schuhe helfen, das unbemerkte Entstehen von Druckstellen zu verhindern. Tägliches Waschen und Eincremen der Füße kann ebenso zur Prävention beitragen wie eine regelmäßige medizinische Fußpflege und ärztliche Kontrollen.

Bei Venenschwäche und Krampfadern lässt sich das Risiko für chronische Wunden mit Kompressionsstrümpfen oder elastischen Binden (Druckverbände) senken. Für pflegebedürftige Menschen sind außerdem Maßnahmen zur Vermeidung von Druckgeschwüren wichtig. Hierzu gehört vor allem die Entlastung gefährdeter Körperstellen, beispielsweise durch häufiges Umlagern oder spezielle Matratzen. 9

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Welcher Arzt bei Wundheilungsstörungen?

Der erste Ansprechpartner bei einem Verdacht auf eine Wundheilungsstörung ist in aller Regel Ihr Hausarzt. Dieser inspiziert die Wunde und leitet je nach Situation selbst Therapiemaßnahmen ein oder überweist Sie an einen Facharzt. Welcher das ist, richtet sich nach dem Charakter der Erkrankung.

Für offene Beine sind Ärztinnen und Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Phlebologen, Angiologen oder Gefäßchirurgen die richtigen Ansprechpartner. Patienten mit diabetischen Füßen finden Hilfe in diabetologischen Schwerpunktpraxen mit angeschlossener Fußambulanz. Auch viele Dermatologen und Chirurgen haben sich auf die Behandlung chronischer Wunden spezialisiert. 10

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Fazit: Ganzheitlicher Ansatz hilft, Wundheilstörungen zu vermeiden

Die Wundheilung ist ein komplexer Prozess, dessen erfolgreicher Verlauf von vielen Faktoren abhängt. Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und die arterielle Verschlusskrankheit sowie weitere Einflussfaktoren wie Infektionen, Nährstoffmangel, Medikamente und eine ungeeignete Wundversorgung können dazu führen, dass der natürliche Wundheilungsprozess gestört wird. Die Folge sind chronische Wunden, die nur sehr langsam oder gar nicht abheilen, Schmerzen verursachen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Aufgrund der großen Komplexität der Wundheilungsstörungen lassen sich optimale Resultate in Therapie und Prävention nur über einen ganzheitlichen Ansatz erzielen. Dieser sollte neben einer Behandlung der Symptome auch die Bekämpfung ursächlicher Grunderkrankungen, das Herstellen eines gesunden Allgemein- und Ernährungszustands und die Vermeidung negativer Einflussfaktoren inkludieren.

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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

LITERATURANGABEN

1 https://flexikon.doccheck.com/de/Wundheilungsst%C3%B6rung

2 https://www.icd-code.de/suche/icd/recherche.html?sp=0&sp=Swundheilungsst%C3%B6rung

3 https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/haut-und-allergie/diese-wundheilungsphasen-gibt-es-und-so-werden-wunden-versorgt/

4 https://www.pschyrembel.de/Wundheilungsst%C3%B6rung/B08QG

5 https://www.doccheck.com/de/detail/articles/41187-augen-auf-stoerfaktoren-der-wundheilung-erkennen-teil-1

6 https://www.angiodysplasie.de/de/therapie/Chronische-Wunden-und-Wundheilung.php

7 https://www.doccheck.com/de/detail/articles/41292-der-wundheilung-mit-naehrstoffen-einen-booster-geben

8 https://www.gesundheitsinformation.de/chronische-wunden.html#Diagnose

9 https://gesund.bund.de/chronische-wunden#vorbeugung

10 https://www.bvmed.de/de/startseite

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