Dekubitus: Definition und Maßnahmen

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Menschen, die aufgrund einer Erkrankung, eines Unfalls, einer Operation oder des Alters an das Bett oder den Rollstuhl gebunden sind, haben ein erhebliches Risiko, einen Dekubitus zu entwickeln. Diese Art von Geschwür entsteht, wenn die Haut und das darunter befindliche Gewebe über längere Zeit einem Druck unterliegen, der ihre Durchblutung und ihre Nährstoffversorgung aber auch Produktabtransport so weit einschränkt, dass die Zellen Schaden nehmen und absterben (Nekrose). Umgangssprachlich wird diese Erscheinung auch als Wundliegen bezeichnet.

Die Entstehung eines Dekubitus lässt sich nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist es, die typischen Anzeichen für Druckgeschwüre (Dekubitus) zu kennen und frühzeitig geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Diesbezüglich sind sowohl professionelle Pfleger als auch pflegende Angehörige gefragt. Die Behandlung eines Dekubitus ist zumeist komplex und gehört in die Hände qualifizierter Fachkräfte und Ärzte. Selbst bei optimaler Therapie kann es Wochen bis Monate dauern, ehe der Dekubitus wieder restlos ausgeheilt ist.

Dieser Artikel informiert darüber, was ein Druckgeschwür ist, welche Ursachen und Risikofaktoren es gibt und welche Behandlungsoptionen zur Verfügung stehen. Des Weiteren erfahren Sie, welche Präventionsmaßnahmen zur Anwendung kommen, die Einteilung des Dekubitus Grades, welche Rolle die Ernährung spielt und welche spezifischen Besonderheiten ein Dekubitalgeschwür am Gesäß mit sich bringt.

Was ist ein Dekubitus?

Beim Dekubitus handelt es sich um eine Gewebeschädigung, die durch langanhaltende Druckbelastung auf eine Körperstelle entsteht. Unbehandelt kann sie sich zur offenen Wunde weiterentwickeln. Besonders häufig betroffen sind Bereiche, an denen Knochenvorsprünge ungeschützt durch Fett oder Muskeln direkt unter der Haut liegen. Hierzu zählen:

  • die Region um das Kreuzbein

  • die Sitzbeinhöcker

  • die Fersen

  • die Knöchel

  • die Oberschenkelknochen im Hüftbereich

  • die Oberarmknochen im Schulterbereich

  • die Ellenbogen

  • der Hinterkopf

  • die Kniekehlen (bei Rollstuhlfahrern)

Betroffen sind stets Areale, die direkt auf der Matratze oder der Sitzfläche aufliegen. Gesunde Menschen wechseln unterbewusst immer wieder die Sitz- und Liegeposition und verhindern dadurch das längere Einwirken eines Drucks auf ein bestimmtes Areal. Bei Senioren, motorisch oder sensorisch eingeschränkten Personen und Schwerverletzten fehlt die Fähigkeit, sich nach Belieben zu verlagern. Daher kann bei ihnen schnell ein Druckgeschwür entstehen. Vermindern lässt sich das Risiko durch eine adäquate Dekubitusprophylaxe in der Pflege. 1

Die typischen Symptome für Dekubiti sind in aller Regel sowohl spürbar als auch sichtbar. Zu den charakteristischen Anzeichen zählen:

  • Schmerzen an der betroffenen Stelle

  • Andere Temperatur als die Umgebung

  • rot oder violett verfärbte Haut im Bereich der Schädigung

  • eine im Vergleich zur Umgebung verhärtete Haut

  • wenn die Haut einreißt: eine offene, großflächige Wunde

2

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Dekubitus-Grade

Bis 2014 wurden Dekubitalulzera in vier Grade oder Stadien eingeteilt. Mittlerweile wurden diese in der professionellen Pflege entsprechend dem Expertenstandard des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) durch vier nummerierte und zwei nicht nummerierte Kategorien ersetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Dekubitus-Grade aber immernoch häufig verwendet.

Dekubitus-Grad 1

Beim Dekubitus diesen Grades zeigt sich im betroffenen Hautbereich eine leichte Rötung. Das Areal ist überwärmt und kann wehtun. Ob es sich bei der Hautrötung um eine harmlose Verfärbung oder um einen Dekubitalulcus im Anfangsstadium handelt, lässt sich über den Fingertest nach Phillips erkennen. Dieser funktioniert wie folgt:

  • Drücken Sie für mindestens drei Sekunden auf den geröteten Bereich.

  • Beobachten Sie, ob die Hautstelle beim heben des Fingers gerötet bleibt oder weiß wird.

  • Wird sie weiß, handelt es sich nicht um ein Druckgeschwür.

  • Verändert sich die Stelle nicht und bleibt rot, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein beginnendes Druckgeschwür vor.

Achtung: Der Test darf nicht auf feuchter Haut oder bei bestehenden Wunden durchgeführt werden.

Dekubitus-Grad 2

Bei diesem Grad ist das Wundliegegeschwür schon deutlich sichtbar. Die Schäden strecken sich bereits bis in die mittlere Hautschicht, die Dermis (Lederhaut). Optisch ähnelt die Wunde einer Hautschürfung. Sie ist offen und flach, das rosafarbene bis rote Wundbett frei von Wundschorf. In einigen Fällen entwickelt sich das Druckgeschwür zur mit Wasser oder Blutflüssigkeit (Blutserum) gefüllten Blase.

Dekubitus-Grad 3

In diesem Stadium sind alle Hautschichten zerstört. Jedoch reichen die kraterförmigen Wunden des Dekubitus Grad 3 nur bis zum Unterhautfettgewebe. Die Tiefe des Geschwürs richtet sich nach seiner genauen Lage. In Arealen mit wenig subkutanem Fett bleibt es eher oberflächlich. In Bereichen mit viel Unterhautfettgewebe kann es sich hingegen bis in die tiefsten Gewebsschichten erstrecken.

Dekubitus-Grad 4

Beim fortgeschrittensten Grad sind sowohl die Haut als auch das darunterliegende Gewebe vollständig verloren. Knochen, Sehnen und Muskeln liegen frei oder sind tastbar. Oft entstehen Tunnel oder Unterminierungen. Beläge oder Schorf sind möglich. Das Gewebe stirbt ab. Es handelt sich um Nekrose. 3

Keiner Kategorie zuzuordnen, unbekannte Tiefe

Dieser Dekubitus Grad dient der Zuordnung anderweitig nicht kategorisierbarer Dekubitalulcera, bei denen ein vollständiger Haut- und Gewebeverlust vorliegt, deren tatsächliches Ausmaß aber nicht erkennbar ist, weil Schorf oder zelluläre Zerfallsprodukte (Debris) den Blick auf die Wunde verwehren.

Vermutete tiefe Gewebeschädigung, unbekannte Tiefe

In diesem Dekubitus Grad fallen mutmaßliche tiefe Gewebeschäden unter bläulich oder rötlich-braun verfärbter, aber ansonsten intakter oder kaum verletzter Haut. Ebenfalls möglich sind blutgefüllte Vesikel infolge einer Schädigung des darunterliegenden Weichgewebes. 4

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Ursachen von Dekubitus

Ein Dekubitus entsteht immer durch eine verminderte Durchblutung. Diese resultiert aus einer Druckeinwirkung auf ein begrenztes Areal. Wie schnell sich ein Druckgeschwür entwickelt, hängt von der Druckverweildauer und der Intensität des Druckes sowie vom Vorhandensein von Risikofaktoren ab. Die oberste Hautschicht (Epidermis) besitzt weder Blutgefäße noch Nerven. Deshalb hält sie dem Druck länger stand als darunterliegende Strukturen. Muskelgewebe reagiert im Gegensatz zu den darüber liegenden Strukturen anfälliger auf Druck.

Bei der Ausbildung eines Druckgeschwürs spielen intrinsische und extrinsische Faktoren eine Rolle, wobei die Aufteilung nicht absolut trennscharf ist.

Intrinsische Faktoren

  • Alter: Im Alter verändert sich die Haut in ihrer Struktur und wird empfindlicher. Zudem leiden Senioren häufig an Grunderkrankungen, welche die Entstehung von Druckgeschwüren begünstigen. Oftmals trinken sie zu wenig und der Allgemeinzustand wird insgesamt schlechter.

  • Flüssigkeitsmangel: Bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr kommt es zur sogenannten Exsikkose (Austrocknung). Dadurch wird die Haut verletzlicher und erholt sich langsamer von Schäden.

  • Verringerte Mobilität: Durch langes Liegen oder Sitzen auf dem Gewebe wird dieses komprimiert. Durch den fehlenden Abtransport saurer Stoffwechselprodukte entwickelt sich ein saures milieu im Gewebe. Kleine Blutgefäße und Kapillaren weiten sich und werden durchlässiger. Dadurch entstehen Ödeme, Blasen und Thromben, die sich zu offenen Wunden weiterentwickeln können.

  • Mangelernährung: Es kommt zum Mangel an wichtigen Nährstoffen, die als Bausteine für die Heilung notwendig sind, folglich heilen Wunden schlechter.

  • Stoffwechsel- und neurologische Erkrankungen: Langjährige Diabetiker leiden unter Neuropathien und Mikro- und Makroangiopathien, die das Entstehen von Druckgeschwüren fördern.

  • Inkontinenz: Die überdurchschnittliche Feuchtigkeit auf der Haut im Analbereich weicht das Gewebe auf (Mazeration) und macht es anfälliger für einen Dekubitus.

Extrinsische Faktoren

  • Druck: Durch die Druckbelastung werden die Kapillaren „abgeklemmt“. Dadurch stagniert der Blutfluss. Bei hoher Druckintensität kann unter Umständen schon eine halbe Stunde genügen, um ein Druckgeschwür entstehen zu lassen.

  • Scherkräfte: Durch Pflegefehler wie unsachgemäßes Ziehen, Lagern oder Umdrehen kann es zu Verschiebungen der Hautschichten gegeneinander kommen. Das führt zur Behinderung der Mikrozirkulation.

  • Körperhygiene: Unsachgemäße, fehlende oder übertriebene Körperpflege kann die Haut angreifen und damit anfälliger für Druckgeschwüre machen.

  • Feuchtigkeit: Durch Feuchtigkeit quillt die Epidermis auf und wird verletzlicher (Hautmazeration).

  • Medikamente: Hier kommen insbesondere Analgetika, Muskelrelaxantien, Opioide und Narkotika zum Tragen, da diese zu einem verminderten Sensibilitätsgefühl und einer schlechteren Körperwahrnehmung führen. 5

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Präventionsmaßnahmen

Die bedeutendste Maßnahme für die Vorbeugung eines Dekubitus besteht im regelmäßigen Wechsel der Sitz- oder Liegeposition. Das Wissen um die Körperstellen, die dem stärksten Druck unterliegen, ist eine wichtige Grundlage für die Beurteilung der erforderlichen Entlastungen. Beispielsweise entsteht beim Sitzen auf einem Stuhl mehr Druck auf die Haut im Bereich der Sitzbeinhöcker als beim Liegen. Dieser lässt sich mithilfe einer weichen Sitzunterlage verringern. Patienten, die dazu in der Lage sind, sollten so gut wie möglich Umlagerungen des Körpergewichts vornehmen.

Regelmäßiges Umlagern bewegungsunfähiger Personen

Personen, die sich selbst nicht behelfen können, müssen regelmäßig umgelagert werden. Wie oft das geschehen sollte, ist abhängig vom Patienten. Bei Nicht-gefährdeten sollte der Positionswechsel alle zwei bis vier Stunden stattfinden, bei Gefährdeten alle ein bis zwei Stunden. Diese Empfehlung galt ursprünglich auch für die Nacht. Zugunsten des ungestörten Schlafs wird mittlerweile jedoch individuellen Positionierungsplänen der Vorzug gegeben. 6

Mangelernährung vermeiden

Unterernährung gehört ebenso zu den Risikofaktoren für das Entstehen von Dekubitalulcera wie starkes Übergewicht. Daher ist es wichtig, das Risiko für Mangel- und Fehlernährung diätetisch anzugehen. Hochkalorische, proteinreiche Nahrungsergänzungen wie Trinknahrung können helfen, eine Gewichtsabnahme und die damit verbundene Reduzierung des Unterhautfettgewebes zu vermeiden. Ist die normale Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr nicht mehr möglich, hilft eine Sondenernährung, den Kalorien- und Nährstoffbedarf zu decken.

Adäquate Pflege der Haut

Wichtig ist, die Hautoberfläche sauber und hydratisiert zu halten und beim baden des Patienten mit einem Handtuch vorsichtig umzugehen. Das gilt vor allem bei inkontinenten Personen, bei denen Einlagen und Windeln regelmäßig gewechselt werden müssen. Die Haut darf weder ständig feucht noch zu trocken sein, da beides Hautschäden begünstigt. Entsprechend sollten Cremes und Lotionen in einem geeigneten Maß zur Anwendung kommen. Kräftiges Reiben ist zu vermeiden, da dies die Haut schädigen kann, insbesondere, wenn diese bereits gefährdet ist.

Druckentlastende Matratzen

Druckentlastende Auflagen und Matratzen können in hohem Maße zur Vorbeugung beitragen und sind ein großer Schritt der Qualitätsentwicklung in der Pflege. Welche Matratzen infrage kommen, richtet sich nach der individuellen Situation. Unter anderem sind diese Varianten verfügbar:

  • Weichlagerungssysteme: Hierzu zählen Matratzen aus speziellem Schaumstoff, luftgefüllte Unterlagen und Gelauflagen. Sie funktionieren durch Verringerung des Drucks an besonders gefährdeten Stellen, durch Entlastung des Körperareals.

  • Wechseldruck-Matratzen: Diese Hilfsmittel zur Dekubitus-Prophylaxe bestehen aus mehreren luftgefüllten Kammern, in denen der Luftdruck mehrmals stündlich wechselt. Auf diese Weise wird das Gewebe an unterschiedlichen Stellen abwechselnd entlastet. Zur Anwendung kommen Wechseldruck-Matratzen vor allem bei Menschen mit besonders hohem Dekubitus-Risiko.

  • Matratzen mit Micro-Stimulation: Die Matratze ist mit einer Unterfederung aus Flügelfedern ausgestattet, die in Kombination mit einer Schaumstoffmatratze eine dynamische Liegefläche schafft. Durch die Elastizität der Federn wird jede Bewegung des Nutzers aufgenommen und in Form von leichten Impulsen zurückgegeben. Dieses Prinzip der Mikrostimulation sorgt für eine kontinuierliche, sanfte Bewegung der Körperpartien und unterstützt so die Eigenbewegung und Restmobilität des Nutzers.

Weitere Hilfsmittel

Zu den wichtigsten Hilfsmitteln für die Prophylaxe gehören Wundauflagen, die die Auflagefläche des Körpers vergrößern. Auf besonders gefährdete Stellen wie das Steißbein geklebt, tragen sie aber zur Druckentlastung bei, vor Reibung schützen und dadurch die Wahrscheinlichkeit für das Wundliegen verringern.

Eine weitere Möglichkeit zum Schutz der Haut sind Auflagen aus Schaffell. Einige Menschen empfinden diese aber als unangenehm, da sie bei längerem Hautkontakt ein starkes Wärmegefühl erzeugen können.

Um Druckgeschwüre an den Fersen zu vermeiden, werden diese manchmal mit Kissen hochgelagert oder mit Fersenschonern aus Schaumstoff oder Fell geschützt. Ob das tatsächlich hilft, ist bislang nicht nachgewiesen. Einige Patienten lehnen es ab, Fersenschoner zu tragen, weil sie diese als unangenehm empfinden.

Vorbeugende Maßnahmen durch pflegende Angehörige

Häusliche Pflegepersonen können dem Pflegebedürftigen mehrmals täglich helfen, sich im Bett zu bewegen, aufzustehen und umherzugehen oder sich an einen Tisch zu setzen. Dabei sollten sie allerdings nur so viel Unterstützung leisten, wie notwendig ist. Bewegungen, die die zu pflegende Person noch selbst ausführen kann, sollte sie auch eigenständig machen. Das fördert die Selbstständigkeit und wirkt einem Druckgeschwür entgegen.

Entsteht ein Dekubitus, also fällt eine gerötete oder wunde Stelle auf, sollten die Angehörigen die professionellen Pflegekräfte oder den Arzt sofort darauf aufmerksam machen. Zudem sollten sie dafür sorgen, dass der betroffene Bereich sofort von Druck entlastet und die folgenden Therapiemaßnahmen ausgeführt werden. 7

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Behandlungsoptionen

Die Behandlung von Druckgeschwüren untergliedert sich in die Lokaltherapie und die Kausaltherapie. Beide sind für den Heilungsprozess gleichermaßen wichtig, denn wenn der Fokus auf eine Form der Therapie gesetzt wird kommt es zur Verzögerung der Wundheilung.

Kausaltherapie

Die Kausaltherapie umfasst im Wesentlichen folgende Elemente:

  1. vollständige Druckentlastung

  2. Schmerztherapie

  3. Ernährungsverbesserung

  4. Verbesserung des Allgemeinzustandes

1.

Absoluten Vorrang bei der Dekubitus-Behandlung hat die Wiederherstellung der Blutversorgung im betroffenen Hautareal. Erreicht wird das durch eine vollständige Druckentlastung des Bereichs. Diese führt zu einem sofortigen Wiedereinsetzen der Mikrozirkulation und gewährleistet damit die Versorgung des Druckgeschwürs mit Sauerstoff und Energie, die der Körper für den Wundheilungsprozess benötigt.

Verschiedene Lagerungstechniken und -arten sorgen für eine gleichmäßige Druckverteilung. Durch Einsatz von Hilfsmitteln wie speziellen Keilen und Kissen wird der Druck auf eine möglichst große Fläche verteilt. Das Freilagern von Körperarealen empfiehlt sich nur, wenn dadurch keine anderen Körperregionen einer zusätzlichen Druckbelastung ausgesetzt werden.

2.

Druckgeschwüre verursachen sehr starke Schmerzen, die behandelt werden müssen. Um eine adäquate begleitende Schmerztherapie zu ermöglichen, ist eine genaue Schmerzerfassung notwendig. Hierbei kann ein sogenanntes Schmerztagebuch hilfreich sein. Bei leichten bis mittelstarken Schmerzen können Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol zur Anwendung kommen. Bei Bedarf kann die Ärztin oder der Arzt auch stärkere Schmerzmittel verordnen.

3.

  • Ausreichende Ernährung

  • gesteigerte Energiezufuhr von 35-40 kcal pro kg Körpergewicht

  • ausgewogene, protein-, vitamin und mineralstoffreiche Ernährung zur Unterstützung der Wundheilung: 1,2-1,5g Proteine pro kg Körpergewicht; Vitamin C, K, A; Mineralstoffe Natrium, Selen, Kupfer, Zink

Das Thema wird im Verlauf des Artikels nochmal detaillierter aufgegriffen.

4.

Für die Verbesserung des Allgemeinzustandes ist es wichtig, auf das psychosoziale Wohlbefinden des Patienten zu achten. Oftmals leiden Menschen mit Dekubitus an Depressionen, die einer Behandlung bedürfen.

Aktive und passive Mobilisation, um den Patienten in die Lage zu versetzen, sich selbst zu bewegen, die Aktivität aller Organsysteme zu fördern und die Psyche des Betroffenen positiv zu beeinflussen ist elementar für die Kausaltherapie des Dekubitus. 8

Lokaltherapie (Wundversorgung)

Die lokale Dekubitustherapie besteht aus:

  • Nekrosenentfernung (Débridement)

  • Infektionsbekämpfung

  • phasengerechter Wundversorgung

  • feuchter Wundbehandlung

  • Wundkonditionierung

  • speziellen Therapieformen

Nekrotisches Gewebe behindert die Wundheilung und begünstigt Entzündungen. Insbesondere sogenannte nekrotische Deckel (geschlossene schwarze Hautareale aus abgestorbenem gewebe über der Wunde), sind mit einem hohen Infektionsrisiko verbunden. Darunter entstehende Infektionen können sich durch alle Gewebeschichten bis zum Knochen ausbreiten. Um das zu verhindern, müssen Nekrosen im Rahmen eines Débridements entfernt werden. Je nach Größe des betroffenen Areals werden sie mittels physikalischer, enzymatischer oder biologischer Verfahren gelöst oder über einen chirurgischen Eingriff beseitigt.

Um Infektionen zu bekämpfen, kann die Wunde mit einer 0,9-prozentigen NaCl-Lösung gespült oder direkt mit einem Antiseptikum behandelt werden. Letzteres sollte so gewählt werden, dass der Patient keine zusätzlichen Schmerzen erleidet. Die Anwendung ist zu beenden, wenn sich auf der Wunde ein sauberes, hellrotes Gewebe zeigt.

Druckgeschwüre durchlaufen verschiedene Wundheilungsphasen, die jeweils spezielle lokaltherapeutische Maßnahmen erfordern. Unterschieden werden:

  • Reinigungsphase

  • Granulationsphase

  • Epithelisierungsphase

Abhängig vom Stadium der Wundheilung kommen verschiedene Wundverbände infrage. Die Auswahl der geeigneten Auflage sollte Experten überlassen bleiben.

Grundsätzlich muss die Wundbehandlung beim Druckgeschwür mittels feuchter Wundbehandlung erfolgen. Dafür eignen sich je nach Wundheilungsphase:

  • Hydrokolloidverbände

  • Alginate als Tamponade oder in Kompressenform

  • Hydrogele mit Deckverband

  • Aktivkohle-Silber-Auflagen

  • Polyurethanschäume

  • Hydropolymere

  • semipermeable (halbdurchlässige) Wundfolien

  • Filmverbände

  • Kollagenschwämme

Von einer Wundkonditionierung ist die Rede, wenn auf die Wunde ein granulationsfördernder Reiz ausgeübt wird, diese sind wichtig als Grundlage für die spätere Narbenbildung. Das ist auf verschiedene Arten möglich. Unter anderem eignen sich Polyurethan-Wundauflagen, die große Mengen an nekrotischem Material und Wundsekret aufnehmen können und für ein feuchtes Wundmilieu sorgen.

Weitere Behandlungsmethoden sind die gepulste elektrische Stimulation und die Vakuumversiegelungstherapie. Bei Ersterer wirken Impulse zwischen zwei Elektroden auf die Wunde ein. Bei Letzterer wird sie mit einer speziellen Wundauflage luftdicht abgedeckt, an der über einen Schlauch eine Pumpe angeschlossen ist. Diese saugt die Wundflüssigkeit kontinuierlich ab, während der Unterdruck zugleich den Aufbau von Granulationsgewebe fördert. 9

Schließt sich die Wunde nicht von allein, kann ein operativer Wundverschluss in Form einer Hautlappenplastik oder einer Hauttransplantation erforderlich sein. 10

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Rolle der Ernährung

Eine vollwertige Ernährung ist die Voraussetzung für die Erhaltung der Gesundheit und die Vermeidung und Überwindung von Krankheiten. Zwar lassen sich Druckgeschwüre durch eine ausgewogene Kost nicht gezielt verhindern, sie kann jedoch Risikofaktoren entgegenwirken, die an ihrer Entstehung beteiligt sind. Beispiele hierfür sind Mangelernährung, ein schlechter Hautzustand oder eine unzureichende Mobilität durch starkes Übergewicht. Ebenso lässt sich die Ernährung zur Ressourcenförderung und Mobilisierung der Patienten einsetzen. In solchen Fällen empfiehlt sich v.a. Trinknahrung zur Kompensation der mangelnden Ernährung. 11

Bei einem bereits bestehenden Dekubitalgeschwür ist eine Ernährungsanpassung insbesondere deshalb wichtig, weil die Betroffenen einen stark erhöhten Energie- und Proteinbedarf haben. Während der normale Grundenergiebedarf bei circa 25 kcal je Kilogramm Körpergewicht liegt, sind es bei Dekubituspatienten 35 bis 40 kcal. Der Grundbedarf an Proteinen kann von 0,8 auf bis zu 1,5 Gramm je Kilogramm Körpergewicht ansteigen.

Wichtig für die Wundheilung sind außerdem die Vitamine A (wichtig für die Regeneration der Haut), C und K (fördert die Blutgerinnung) sowie die Mineralstoffe Kupfer, Natrium, Selen und Zink (notwendig für enzymatische Reaktionen). Lässt sich eine ausreichende Versorgung mit Energie- und Nährstoffen nicht über die Normalkost gewährleisten, kann eine Nahrungsergänzung mit Spezialnahrungen indiziert sein, die bestenfalls alle genannten Stoffe enthält wie z.B. LaVieCal Trinknahrung.

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Dekubitus am Gesäß: Besondere Betrachtungen

Die Kreuzbeinregion gehört zu den Hauptablageflächen bei auf dem Rücken liegenden Menschen. Das eigene Körpergewicht der Patienten komprimiert kleine Blutgefäße, wodurch die ausreichende Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Areals erschwert wird. Zusätzlich wird das Entstehen eines Druckgeschwürs in der Sakralregion dadurch begünstigt, dass zwischen der Haut und dem Knochen kaum Fettgewebe liegt, das den Druck abmildern könnte.

Die Kausaltherapie besteht beim Dekubitalgeschwür am Gesäß darin, den Druck vom Kreuzbein zu nehmen und die Wunde vor Ausscheidungen zu schützen, um Infektionen zu vermeiden. Immobile, liegende Menschen müssen so gelagert werden, dass das Druckgeschwür frei liegt. In aller Regel geschieht das in der sogenannten 135°-Lagerung, bei der die Person fast auf dem Bauch liegt. 12

Der Schutz vor Exkrementen lässt sich mithilfe von Analtampons realisieren. Bei Durchfall eignen sich Fäkalkollektoren (Stuhlauffangbeutel) oder Stuhldrainagesysteme. 13

Unbehandelt kann sich ein Dekubitus am Gesäß großflächig ausbreiten und zu einer tiefen, bis auf die Knochen reichenden Wunde werden. Daher ist es wichtig, dieses besonders gefährdete Areal regelmäßig auf Rötungen zu kontrollieren und bei ersten Anzeichen sofort druckentlastende Maßnahmen durchzuführen. Gegebenenfalls müssen die Umlagerungsintervalle verkürzt werden.

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Fazit: Dekubitus – eine Herausforderung im Pflegealltag

Bei einem Dekubitus handelt es sich um ein Druckgeschwür, das im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Wundliegen bezeichnet wird. Ursache ist ein langanhaltender starker Druck auf bestimmte Hautareale, der die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung dieser Bereiche verhindert und damit zum Absterben von Haut- und Bindegewebszellen führt. Dieses Problem betrifft in erster Linie bettlägerige Patienten und Menschen im Rollstuhl.

Trotz umfassender Präventionsmaßnahmen wie täglicher Hautkontrolle, regelmäßigem Umlagern, ausgewogener Ernährung, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und einem frühzeitigen Wechsel von Inkontinenzmaterialien lässt sich das Wundliegen nicht immer verhindern. Rechtzeitig erkannt, können jedoch schwerwiegende Komplikationen vermieden und die Wunden zum Abheilen gebracht werden.

Die erfolgreiche Behandlung eines Druckgeschwürs basiert auf einem interdisziplinären Konzept, das die Druckentlastung, das Débridement, die Wundkonditionierung, die Risikofaktorenminimierung, die Prophylaxe und wenn notwendig die plastische Chirurgie einschließt. Wichtig ist, in der Krankenpflege neben der Lokaltherapie auch der Kausaltherapie Bedeutung beizumessen. Schmerzfreiheit, ein guter Ernährungs- und Allgemeinzustand und eine gute psychische Verfassung sind elementare Voraussetzungen, um einen Dekubitus abheilen zu lassen und das Risiko für ein erneutes Auftreten zu minimieren.

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.

LITERATURANGABEN

1 https://www.usz.ch/krankheit/dekubitus/

2 https://www.pflege.de/krankheiten/dekubitus/

3 5 https://flexikon.doccheck.com/de/Dekubitus

4 https://www.coloplastprofessional.de/fachwissen/artikel/dekubitus/#vermutete

6 https://www.der-querschnitt.de/archive/28893

7 https://www.gesundheitsinformation.de/druckgeschwueren-vorbeugen.html

8 12 https://www.dekubitus.de/ratgeber/dekubitustherapie

9 https://www.dekubitus.de/ratgeber/wundversorgung

10 https://www.usz.ch/fachbereich/plastische-chirurgie-und-handchirurgie/angebot/dekubitus-operative-behandlung/

11 https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/ernaehrung

12 https://www.dekubitus.de/ratgeber/prophylaxe/lagerungstechnik

13 https://wundzentrum-hamburg.de/wp-content/uploads/2019/09/WZ-BS-004_V05_Dekubitus.pdf

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