Alzheimer: Ursachen und Verlauf
Aktualisiert Montag, 27. Januar 2025 um 20:49 | 17 Minuten Lesezeit
Bei dem Oberbegriff Demenz handelt es sich um eine degenerative Erkrankung des Gehirns, die zur unumkehrbaren Zerstörung zerebraler Neuronen führt. Entdeckt wurde die Alzheimer Demenz vom deutschen Psychiater, Neuroanatomen und Neuropathologen Alois Alzheimer (1864–1915), der ihr den Namen „Krankheit des Vergessens“ gab. Er beschrieb das Krankheitsbild als Erkrankung des Gehirns, die in erster Linie Menschen im fortgeschrittenen Alter betrifft und einer zunehmenden Abnahme der geistigen Fertigkeiten Lebensqualität zur Folge hat.
Nach Schätzungen leben in Deutschland circa 1,2 Millionen Menschen mit Alzheimer Demenz. Jährlich kommen rund 300.000 weitere hinzu. Über 95% der Patienten sind älter als 65 Jahre. Das Risiko, für die Erkrankung von Demenz, steigt mit dem Lebensalter, das heißt je älter man wird, umso größer ist auch das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Für die über 85-Jährigen ist das Risiko an Alzheimer zu erkranken über 20%. 1
Umgangssprachlich werden die Begriffe Alzheimer und Demenzerkrankung häufig synonym verwendet. Das ist allerdings falsch. Demenzerkrankungen sind der Oberbegriff für Krankheitsbilder, die mit einer Abnahme der geistigen Funktionen einhergehen. Alzheimer Demenz ist mit 60 bis 70% die häufigste Demenzform. Zu den weiteren Formen zählen die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körper-Demenz, die frontotemporale Demenz und die Demenzerkrankung durch Parkinson. Unterschiede bestehen zum einen in den Auslösern, zum anderen in den Krankheitszeichen.
Hier finden Sie umfassende Informationen zu den Ursachen und zum Verlauf der Alzheimer-Erkrankung, welche die häufigste Form der Demenz ist und einen Einblick in die Symptome. Außerdem erfahren Sie, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, welche Unterstützung Angehörige erhalten und was Sie tun können, um Ihr Risiko für Morbus Alzheimer zu senken.
Was ist Alzheimer?
Alzheimer Demenz, die häufigste Form der Demenz, gehört zu den langsam fortschreitenden Erkrankungen vom Gehirn (zentralen Nervensystem), in deren Verlauf immer mehr Neuronen vom Gehirn absterben. Hieraus resultieren typische Symptome wie:
Gedächtnisverlust (Vergessen zu essen; Trinknahrung eventuell notwendig)
Schwierigkeiten mit der Sprache
Veränderungen der Persönlichkeit
Probleme beim Verrichten alltäglicher Aufgaben
Verlieren der zeitlichen und räumlichen Orientierung
Probleme bei Lösung von Herausforderungen
Probleme mit dem Verständnis von räumlichen und visuellen Eindrücken
Häufiges verlegen von Gegenständen
Verschlechtertes treffen von Entscheidungen
Rückzug vom Sozialleben
Aggressives oder unangemessenes Verhalten 2 3
Diese Symptome können auch bei anderen Erkrankungen des Demenztyps auftreten. Es gibt aber einige Unterscheidungsmerkmale. Beispielsweise ist bei der Alzheimer Demenz eher das Kurzzeitgedächtnis betroffen als andere geistige Funktionen.
Bei der zweithäufigsten Demenzart, der vaskulären Demenz, stehen nicht Gedächtnisstörungen, sondern Denkschwierigkeiten, Verlangsamung und Stimmungslabilität im Vordergrund. Auch möglich im Gegensatz zu Alzheimer Demenz, sind Lähmungen und Taubheitsgefühle, wie z.B. Schluckstörungen, bei welchen sich Trinknahrung empfiehlt.
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist durch starke Schwankungen der Aufmerksamkeit und der geistigen Leistungsfähigkeit, optische Halluzinationen und leichte Symptome wie bei Parkinson, wie z.B. einen Ruhetremor, gekennzeichnet. Diese Krankheitszeichen sind für die Alzheimer Demenz eher untypisch und stehen allenfalls im Hintergrund. 4
Die frontotemporale Demenz wiederum beginnt durchschnittlich zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, also deutlich früher als die Alzheimer-Erkrankung. Das Gedächtnis ist weniger stark eingeschränkt. Im Vordergrund stehen Veränderungen der Emotionen, Veränderungen des Charakters und der Sprachfähigkeit. 5
Ein Blick in die Geschichte
Alois Alzheimer beschrieb die Demenz erstmals 1906 als „eigenartige Krankheit der Gehirnrinde“, nachdem er im Hirn seiner verstorbenen Patientin Auguste Deter Proteinablagerungen gefunden hatte. Zu Alzheimers Enttäuschung wurden seine Erkenntnisse anfangs nicht ernst genommen. Damals gingen Mediziner noch davon aus, dass der sogenannte „Altersblödsinn“ nicht auf biologischen Ursachen beruht, sondern auf einem unzüchtigen Lebenswandel.
Nachdem sein Vorgesetzter Dr. Emil Kraepelin die Krankengeschichte Auguste Deters 1910 als „Alzheimersche Krankheit“ (Alzheimer) in ein Lehrbuch aufgenommen hatte, geriet die Erkrankung schnell in Vergessenheit. Mehr Aufmerksamkeit gewann sie erst wieder ab den 1960er Jahren. 6
Ursachen von Alzheimer
Die Entstehung von der Alzheimer Demenz ist bislang nicht ausreichend erforscht. Bekannt ist jedoch, dass bei der Alzheimer-Krankheit verschiedene Veränderungen im Denkorgan auftreten. Unter anderem kommt es zum Absterben von Neuronen und der Zerstörung ihrer Verbindungen. Hiervon sind zunächst die Gehirnregionen betroffen, die eine wichtige Rolle für das Gedächtnis und weitere geistige Funktionen (z. B. kognitive Fertigkeiten) spielen.
In den Neuronen dieser Gehirnabschnitte lagern sich ungewöhnliche Eiweiß-Faserbündel, sogenannte Neurofibrillenbündel aus Beta-Amyloid und senile Plaques aus Tau-Proteinen ab.
Verschiedene Theorien versuchen zu erklären, weshalb diese Ablagerungen bei der Alzheimer Krankheit schädlich für das Gehirn sind. Zum einen könnten die Plaques eine Entzündungsreaktion hervorrufen, zum anderen könnten Sie die Kommunikation und die Versorgung der Neuronen stören. 7
Stabilisierungs- und Transportprozesse werden dadurch gestört, dass die Ablagerung der Tau-Proteine und der resultierende Kollaps des Zytoskeletts, die Nervenzelle die Form und die Verbindung zu anderen Neuronen nicht mehr erhalten kann. Die notwendigen Neurotransmitter zur Signalübertragung werden also nicht transportiert. Es herrscht also zusätzlich ein Mangel an Neurotransmittern an der Synapse. 8
Aus diesem Grund wird heutzutage ein Medikament zur Hemmung des Neurotransmitterabbaus verwendet, welches das Voranschreiten von der Alzheimer Krankheit verlangsamt. 9
Besonders betroffen sind Zellen des Hippocampus. Diese sind hauptsächlich für die Überführung des Kurzzeitgedächtnisses ins Langzeitgedächtnis zuständig. Der Verlust der Neuronen und Botenstoffe führt dazu, dass Patienten, die an Alzheimer-Krankheit leiden, Sinneseindrücke nicht mehr sinnvoll mit dem bereits Gelernten verknüpfen können. 10
Risikofaktoren für Alzheimer Demenz
Dass Gehirnzellen im Alter leicht abnehmen, ist normal. Warum der Gehirnabbau wie bei der Alzheimer Krankheit sich krankhaft beschleunigt, konnte bislang nicht festgestellt werden. Mehrere Risikofaktoren zusammenwirken, um die Krankheit hervorzurufen.
Da Alzheimer Demenz vermehrt bei über 65-jährigen auftritt, hat die natürliche Alterung vermutlich einen großen Einfluss auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit. Auch erbliche Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen, wobei eine konkrete Vererbung innerhalb der Familie nur sehr selten nachgewiesen werden konnte.
Darüber hinaus erhöht sich das Risiko für Alzheimer Demenz durch:
Bluthochdruck (Hypertonie)
einen erhöhten Cholesterinspiegel (Hypercholesterinämie)
einen erhöhten Homocysteinwert
Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose)
einen schlecht eingestellten Blutzuckerwert bei Diabetes
Nikotin- und Alkoholgenuss 11
Vererbbarkeit von Alzheimer
Genetische Faktoren spielen zum größten Teil keine bedeutende Rolle bei der Entstehung von der Alzheimer Demenz. Alleinige Auslöser sind sie in knapp 1% der Fälle. Bei einem knappen Drittel der Patienten gibt es weitere Fälle in der engeren Verwandtschaft. Für Menschen, die mit einem Menschen mit Alzheimer erstgradig verwandt sind (Eltern, Kinder, Geschwister), erhöht sich das Erkrankungsrisiko gegenüber dem Bevölkerungsmittel um durchschnittlich das Vierfache. Damit besteht eine fast 20-prozentige Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens an Alzheimer Demenz zu erkranken. Leiden innerhalb der Familie mehrere Personen an Alzheimer Demenz, erhöht sich das Risiko weiter.
Tritt die Krankheit besonders früh ein (vor dem 60. Lebensjahr) bzw. kommt sie familiär gehäuft vor, deutet das auf eine genetische Form von Alzheimer Demenz hin. Bislang kennt die Wissenschaft drei Gene, die mutieren und die Krankheit auslösen können. Hierbei handelt es sich um 12 :
das Gen Präsenilin 1 auf dem Chromosom 14 (autosomal dominant)
das Gen Präsenilin 2 auf dem Chromosom 1 (autosomal dominant)
das Gen für das Amyloid-Vorläufer-Protein auf dem Chromosom 21 (autosomal dominant)
Die autosomal rezessiv vererbte Form von Alzheimer Demenz ist der wichtigste genetische Risikofaktor. Zwar kommen hier bestimmte Genvarianten zum Tragen, allerdings nur im Zusammenspiel mit noch nicht genauer identifizierten Umweltfaktoren. Der in diesem Zusammenhang gefährliche genetische Risikofaktor ist eine Abart des für Apolipoprotein E (APOE) kodierten Gens. Dieses kommt beim Menschen in drei Varianten vor, die als APOE2, APOE3 und APOE4 bezeichnet werden. Letztere wird schon lange mit Alzheimer Demenz in Verbindung gebracht.
das Gen für ApoE-ε4 auf dem Chromosom 19
13
Eine im Mai 2024 im Fachblatt „Nature Medicine“ veröffentlichte Studie erbrachte den Nachweis, dass Menschen mit zwei APOE4-Genen im Erbgut fast immer Symptome von Alzheimer Demenz entwickeln. Zudem treten die Erkrankungen bei ihnen mehrere Jahre früher ein als bei Patienten mit nicht erblicher Alzheimer-Krankheit. 14
Genetische Tests auf Alzheimer
Ob jemand ein mutiertes Alzheimer-Gen in sich trägt, lässt sich über die aus dem Blut extrahierte DNA feststellen. Die ärztliche Durchführung eines entsprechenden Gentests erfolgt:
bei Menschen unter 65 Jahren mit vorliegenden Alzheimer-Symptomen
bei direkten Angehörigen von an Alzheimer-Krankheit leidenden Patienten, bei denen die Mutation eines dieser Gene nachgewiesen wurde
Durchgeführt wird der Test für Alzheimer Demenz in einer humangenetischen Sprechstunde oder in einem humangenetischen Testzentrum. Veranlasst werden darf er in Deutschland nur von Humangenetikern oder Medizinern mit einschlägiger fachlicher Weiterbildung. Die Kosten tragen die gesetzlichen Krankenkassen. Privatversicherte müssen die Kostenübernahme für den Test für die Alzheimer Krankheit mit ihrer Versicherung klären. 15
Verlauf der Alzheimer-Krankheit
Typisch für die Alzheimer-Erkrankung ist der schleichende, nahezu unauffällige Beginn. Der Verlauf ist bei jedem Patienten etwas anders. Alle Menschen mit Alzheimer benötigen jedoch zunehmend Hilfe und Unterstützung.
Alzheimer Demenz wird in vier Symptome eingeteilt. Weil die Symptome in aller Regel allmählich fortschreiten, gestalten sich die Übergänge zwischen den Stadien fließend.
Stadium 1: Leichte kognitive Beeinträchtigung
Anfangs zeigen sich bei Alzheimer nur leichte Störungen des Gedächtnisses, die kaum von normaler Altersvergesslichkeit zu unterscheiden sind, aber in klinischen Tests nachweisbar sind. Meist betreffen die Einschränkungen vor allem das Kurzzeitgedächtnis. Etwa die Hälfte der Menschen mit Demenz der Alzheimerform entwickelt innerhalb von fünf Jahren nach den ersten Warnzeichen eine Demenz. Jede Demenz-form beginnt mit einer Phase leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI), aber nicht jede MCI-Diagnose führt zwangsläufig zu einer Demenz.
Stadium 2: Leichtgradige Demenz
In diesem Krankheitsstadium von Alzheimer stehen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses im Vordergrund. Die Patienten vergessen den Inhalt von Gesprächen schnell wieder oder können abgelegte Gegenstände nicht wiederfinden. Zusätzlich bestehen Beeinträchtigungen des organisierenden und planenden Denkens sowie Orientierungs- und Wortfindungsstörungen. Die Patienten verwenden einfachere Wörter und bilden kürzere Sätze. Oft stocken sie mitten im Satz, weil es ihnen nicht gelingt, ihre Gedanken zu Ende zu bringen.
In dieser Phase ist den Menschen mit Demenz der Alzheimerform oft bewusst, dass sie Dinge vergessen. Sie sind verwirrt, wenn andere Menschen etwas behaupten, an das sie sich nicht erinnern. Das nehmen sie oftmals als bedrohlich wahr. Zudem kommt es vermehrt zu peinlichen Situationen. Abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur und deren Veränderungen reagieren die Patienten darauf depressiv, abwehrend, aggressiv oder mit Rückzug. Sie wollen nicht, dass andere ihre Schwächen bemerken und versuchen, eine „Fassade“ aufrechtzuerhalten.
Alltagsaufgaben bewältigen die Patienten noch weitgehend selbstständig. Lediglich für komplizierte Aufgaben wie die Kontoführung oder die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel benötigen sie Hilfe. Die Fähigkeiten, Probleme zu lösen und Sachverhalte zu beurteilen, sind eingeschränkt, aber noch vorhanden. Deshalb ist es wichtig, die betroffenen Menschen in diesem Stadium in Entscheidungen hinsichtlich ihrer Behandlung und Betreuung einzubeziehen.
Stadium 3: Mittelschwere Demenz
Die negativen Veränderungen von Denkvermögen, Gedächtnis und Orientierungsfähigkeit nehmen nach und nach zu. Sie erreichen ein Ausmaß, das eine eigenständige Lebensführung nicht mehr zulässt. Die Patienten brauchen zunehmend Unterstützung bei einfachen Alltagsaufgaben wie Einkaufen, Bedienen von Haushaltsgeräten, Zubereiten von Mahlzeiten oder Körperpflege. Viele sind nicht mehr in der Lage, vollständige Sätze zu bilden. Das erschwert die Verständigung.
Erinnerungen an länger zurückliegende Ereignisse beginnen nun ebenfalls zu schwinden. Die an der Alzheimer Krankheit leidenden Menschen wissen nicht mehr, wie alt sie sind, wen sie geheiratet haben, wie ihre Kinder heißen oder in welchem Beruf sie tätig waren. Die Wahrnehmung des Krankseins geht weitgehend verloren. Hinzu kommen ausgeprägte Veränderungen des verhaltens.
Besonders häufig ist eine hochgradige Unruhe. Die Patienten wandern rastlos umher, laufen ihren Bezugspersonen nach, stellen andauernd dieselben Fragen oder wollen ständig ihre Wohnung verlassen. Viele zeigen ein gereiztes oder aggressives Verhalten, häufig aus der wahnhaften Befürchtung oder Überzeugung heraus, betrogen, bestohlen oder abgeschoben zu werden.
Stadium 4: Schwere Demenz
Der geistige Abbau bei dieser Ausprägung von Alzheimer ist weit vorangeschritten. Die Sprache beschränkt sich auf wenige Wörter oder schwindet ganz. Verrichtungen des täglichen Lebens sind nicht mehr ohne Unterstützung möglich. Meist geht die Kontrolle über die Ausscheidungen und die Körperhaltung verloren.
Viele an dieser Art der Demenzerkrankungen leidende sind in diesem Stadium nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe zu gehen. Sie sind auf einen Rollstuhl angewiesen oder werden bettlägerig. Zudem können Schluckstörungen, Versteifungen in den Gliedmaßen oder Krampfanfälle auftreten. Im Endstadium sind die meisten Patienten teilnahmslos (Apathie). 16. 16
Lebenserwartung bei Alzheimer
Bisher lässt sich diese Demenz-Form nicht heilen. Bei frühzeitiger Behandlung durch einen Arzt ist es jedoch zum Teil möglich, die Hirnfunktion vorübergehend zu stabilisieren und den Verlauf von Alzheimer Krankheit Demenzen zu verlangsamen.
Die Lebenserwartung von Alzheimer-Patienten schwankt individuell stark. Sie hängt unter anderem vom Zeitpunkt der Diagnosestellung, dem Krankheitsstadium, persönlichen Umständen wie begleitende Erkrankungenund der Qualität der Pflege ab. Die Alzheimer Demenz selbst ist nicht tödlich, jedoch schwächen verschiedene Faktoren im Endstadium der Erkrankung das Immunsystem der Patienten. Hierdurch steigt das Risiko für Infektionskrankheiten. Die eigentliche Todesursache liegt häufig in einer Lungenentzündung oder in einer Blutvergiftung aufgrund eines Druckgeschwürs, das sich infolge der langen Bettlägerigkeit bilden kann.
Im Durchschnitt versterben die Patienten circa acht bis zehn Jahre nach der Diagnose. Es gibt aber durchaus Menschen, die 20 Jahre überleben. 17
Vorbeugung von Alzheimer
Gegen die größten Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit, den natürlichen Alterungsprozess und eine genetische Veranlagung, können Sie nichts tun. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, mit denen sich andere Risiken eindämmen lassen.
Eine ausgewogene Ernährung
Menschen, die sich bewusst und ausgewogen ernähren, erkranken seltener an der Alzheimer Demenz. Einerseits schützt eine gesunde zerebrale Ernährung und hält es länger fit, andererseits trägt sie zur allgemeinen Gesundheit bei und wirkt Alzheimer-Risiken wie Übergewicht, Bluthochdruck, einem zu hohen Cholesterin- und Homocysteinspiegel oder Diabetes entgegen
Ausreichend Bewegung
Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass aktive Menschen seltener Alzheimer Demenz oder andere Demenz-Erkrankungen bekommen. Bei bereits Erkrankten können sportliche Aktivitäten zur Verbesserung der Gedächtnisleistung beitragen.
Die körperliche Aktivität wirkt sich gesund auf das Gehirn aus durch eine verbesserte Durchblutung des Gehirns, Bildung neuer Synapsen und sogar Neuronen und Anregung des Zellwachstums im Zentrum für Lernen des Hirns.
Bestgeeignete Sportarten für die Prävention der Alzheimer Krankheit gibt es nicht. Wichtig ist, dass die Bewegung Spaß und Lust auf mehr macht. Es muss auch nicht zwingend Sport sein. Im Alltag öfter zu Fuß zu gehen oder die Treppe statt des Fahrstuhls zu nehmen, kann ebenso helfen wie Gärtnern oder das Herumtoben mit den (Enkel-)Kindern.
Trainieren der geistigen Fitness
Geistige Aktivität kann die Leistungsfähigkeit des Gehirns erhöhen. Die Neuronen vernetzen sich besser und die Verbindungen zwischen ihnen werden gefestigt. Wichtig ist, das Denkorgan richtig zu fordern. Das gelingt am besten mit Tätigkeiten wie:
Lesen von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften
Musik hören oder machen
Erlernen einer Fremdsprache
Spiele, z. B. Kartenspiele, Puzzles, Gesellschaftsspiele, Computerspiele
Ausreichend Schlaf
Genügend Schlaf ist ein wichtiger Faktor für die Gehirngesundheit. Während des Schlafs werden schädliche Substanzen aus dem Gehirn abtransportiert, darunter auch Beta Amyloid, das Protein, das sich bei der Alzheimer-Krankheit zu Plaques verklumpt und dadurch die Verbindungen zwischen den Neuronen des Gehirns zerstört. Schlafen Sie häufig schlecht, sollten Sie das ärztlich abklären und behandeln lassen.
Soziale Kontakte pflegen
Soziales Miteinander hält geistig fit. Kontakte zu anderen Personen aktivieren die „grauen Zellen“ und senken die Anfälligkeit des Gehirns für Erkrankungen. Studien zeigen, dass Menschen, die ungewollt viel allein sind, ein doppelt so hohes Alzheimer-Risiko haben.
Zum einen kann die fehlende Ansprache dazu führen, dass das Gehirn nicht mehr ausreichend gefordert wird. Dadurch sinkt die kognitive Leistung.
Zum anderen kann Einsamkeit Depressionen auslösen, die der Forschung zufolge in direktem Zusammenhang mit der Entstehung von Alzheimer Demenz stehen.
Medizinische Vorsorge und gesunder Lebensstil
Durch eine gesunde Lebensweise und das Vermeiden von Risikofaktoren können Sie Ihr Alzheimer-Risiko signifikant verringern. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und lassen Sie sich regelmäßig untersuchen, um bei gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck oder beginnendem Diabetes schnell reagieren zu können. 18
Behandlungsmöglichkeiten
Ein Heilmittel gegen Morbus Alzheimer ist bislang nicht in Sicht. Alle bisherigen Medikamente können allenfalls den Verlauf bremsen. Das gilt auch für derzeit von Neurologen intensiv erforschte neue Wirkstoffe wie Lecanemab und Donanemab, die beide auf die für die Alzheimer-Krankheit charakteristischen Eiweißablagerungen in dem Gehirnzellen abzielen.
Momentan kommen im Rahmen der Basistherapie nach der Diagnose folgende drei Arten von Wirkstoffen zum Einsatz.
Antidementiva
Antidementiva dienen dazu, kognitiven Einbußen durch die Demenzen entgegenzuwirken und den Krankheitsverlauf zu verzögern. Die Medikamente werden in zwei Gruppen eingeteilt: Acetylcholinesterase-Hemmer und Glutamat-Antagonisten. Erstere bremsen den Abbau von Acetylcholin an der Synapse. Sie können die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und damit auch den Informationsaustausch verbessern. Dadurch bleibt die Denk- und Lernfähigkeit länger erhalten und die Krankheit schreitet langsamer voran. Das Absterben der Neuronen kann aber nicht verhindert werden.
Glutamat-Antagonisten werden für Erkrankte in fortgeschrittenen Stadien von Demenzen empfohlen. Sie schützen die Nervenzellen vor einer Glutamatüberlastung, durch die sie absterben können. Das wirkt sich positiv auf die Lernfähigkeit und die Gedächtnisleistung aus. Zugelassen ist es in Deutschland nur für eine mittelschwere oder schwere Demenz.
Neben den gängigen Antidementiva können auch Nootropica Anwendung finden. Zu dieser Arzneimittelgruppe gehört beispielsweise Ginkgo Biloba, ein aus den Blättern des Ginkgo-Baums gewonnener durchblutungsfördernder Extrakt. Derzeit weist einiges darauf hin, dass sich Ginkgo positiv auf das Denk- und Erinnerungsvermögen von Menschen mit leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz auswirken kann. Es ist zwar rezeptfrei erhältlich, sollte aber vor Einnahme mit dem Arzt besprochen werden, weil es mit anderen Medikamenten wechselwirken kann.
Antidepressiva
Aufgrund der sich nachteilig verändernden Lebensumstände und der belastenden Perspektiven leiden viele Menschen mit Alzheimer Demenz an Depressionen. Diese können sich negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken und sollten daher unbedingt behandelt werden.
Antidepressiva helfen nicht nur gegen depressive Verstimmungen, sondern auch gegen Ängste, Schlafstörungen und leichte psychomotorische Unruhezustände. Die Auswahl der in Betracht kommenden Medikamente ist allerdings begrenzt. Für Alzheimer-Patienten eignen sich Wirkstoffe aus der Gruppe der sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer.
Neuroleptika
Neuroleptika kommen gegen Begleitsymptome der Alzheimer-Erkrankung zur Anwendung. Mit ihrer beruhigenden, antipsychotischen Wirkung eignen sie sich zur Behandlung herausfordernder Verhaltensweisen wie plötzliche Wutausbrüche. Sie werden aber auch bei Wahnvorstellungen und Halluzinationen verordnet. 19
Unterstützung für Betroffene und Angehörige
Sowohl für die betroffenen Menschen als auch für ihre Angehörigen ist die Diagnose: Alzheimer-Krankheit mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Je früher die Patienten Hilfe erhalten, desto besser gelingt das weitgehend eigenständige Leben in gewohnter häuslicher Umgebung. Familienmitglieder, die sich dafür entscheiden, einen Menschen mit Demenz zu betreuen und zu pflegen, stehen vor einer verantwortungsvollen, schwierigen Aufgabe, die viel Engagement verlangt und sie an ihre körperlichen und psychischen Grenzen führen kann.
Um einem Patienten bestmöglich helfen zu können, ist es wichtig, mit den eigenen Kräften zu haushalten und sich frühzeitig nach Möglichkeiten der Unterstützung und Entlastung umzusehen. Hilfe bieten beispielsweise:
Ambulante Pflegedienste
Alltagshelfer
Haushaltshilfen
Betreuungs-, Angehörigen- und Selbsthilfegruppen
Tagespflegeeinrichtungen
Beratungsstellen für an der Alzheimer-Demenz leidenden Patienten und ihre Angehörigen
Schulungen und Seminare für pflegende Angehörige
Für maximal 28 Tage im Jahr zahlt die Pflegeversicherung eine Unterbringung zu Hause betreuter Alzheimer-Patienten in Kurzzeitpflegeeinrichtungen. Das ermöglicht es pflegenden Angehörigen beispielsweise, einen Erholungsurlaub in Anspruch zu nehmen. Eine weitere Leistung ist die Urlaubs- bzw. Verhinderungspflege, die eine Betreuung des Erkrankten in häuslicher Umgebung möglich macht, etwa durch einen Pflegedienst oder eine nahestehende Person. Auch diese kann maximal 28 Tage im Jahr in Anspruch genommen werden.
In den vergangenen Jahren haben sich darüber hinaus Urlaubsangebote etabliert, die speziell auf die Bedürfnisse von an Alzheimer-Krankheit leidenden und ihren Angehörigen zugeschnitten sind. Organisiert werden diese in erster Linie von regionalen und örtlichen Alzheimergesellschaften. 20
Wichtig für betroffene Menschen und Angehörige ist eine professionelle psychosoziale Unterstützung. Entsprechende Angebote können helfen, über die Krankheit und die damit verbundenen psychischen Belastungen zu sprechen, Stress zu reduzieren und Strategien zur besseren Bewältigung des Alltags zu entwickeln. Auf diese Weise kann sie dazu beitragen, das psychische Wohlbefinden zu erhöhen und die Lebensqualität zu verbessern.
Fazit: Alzheimer ist eine der größten medizinischen Herausforderungen
Alzheimer Demenz bedeutet sowohl für die betroffenen Menschen als auch für ihre Angehörigen eine erhebliche Belastung. Die fortschreitende neurodegenerative Krankheit führt zur kontinuierlichen Verschlechterung des Gedächtnisses und der kognitiven Fähigkeiten. Die Erkrankten verlieren zunehmend ihre Selbstständigkeit im Alltag, ihre Sprache und ihre zeitliche und räumliche Orientierung. Ursache hierfür sind Ablagerungen im Gehirn, die zum irreversiblen Verlust von Nervenzellen und Nervenkontakten führen.
Angesichts der steigenden Zahlen von Alzheimer-Patienten wird es zunehmend wichtiger, Forschungen zur Entwicklung diagnostischer Früherkennungsmöglichkeiten und effektiver Therapien voranzutreiben und die Öffentlichkeit über diese Demenzform aufzuklären. Letzteres ist insbesondere deshalb von größter Bedeutung, weil sich viele Fälle von Alzheimer Demenz durch Bekämpfen bzw. Vermeiden der Risikofaktoren verhindern ließen.
LaVieCal® für alle
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Informationen und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.
LITERATURANGABEN
1 https://www.alzheimer-forschung.de/fileadmin/user_upload/0_Dokumente/Zahlen_und_Fakten.pdf
2 https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/delirium-und-demenz/alzheimer-krankheit#Symptome_v8595781_de
3 https://www.alz.org/de/10-symptome-alzheimer-demenz.asp
4 https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/andere-demenzformen
5 https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/frontotemporale-demenz
6 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/geschichte-der-alzheimer-krankheit/
7 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/veraenderungen-im-gehirn/#c13905
8 https://www.youtube.com/watch?v=hCj0ovClLrY
9 Ibach B, Haen E. Acetylcholinesterase inhibition in Alzheimer's Disease. Curr Pharm Des. 2004;10(3):231-51. doi: 10.2174/1381612043386509. PMID: 14754384.
10 https://flexikon.doccheck.com/de/Hippocampus
11 https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/ursachen-und-risikofaktoren/
12 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/wasistalzheimer/genetische-grundlagen/
13 https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/Alz/pdf/factsheets/infoblatt4_genetik_dalzg.pdf
14 https://www.nature.com/articles/s41591-024-02931-w
15 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/diagnose/gentests/#c11423
16 https://www.deutsche-alzheimer.de/demenz-wissen/die-alzheimer-krankheit
17 https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/alzheimer-erkrankung/verlauf-und-prognose/
18 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/vorbeugen/
19 https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/behandlung/medikamentoese-behandlung/
20 https://www.deutsche-alzheimer.de/angebote-zur-unterstuetzung/entlastungsangebote
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